Bibo Runge… kristallklar!

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Walter Bibo (links) und Kai Runge (rechts)

 

Ich war schon viel zu lange nicht mehr im Rheingau und so ging mir das Herz auf, als der Rhein mir glitzernd entgegenfloss, während ich die B42 hinunterfuhr. Weingut Bibo Runge war mein Ziel, denn obwohl ich die Weine schon fast so lange kenne wie es sie gibt, habe ich es bisher noch nicht geschafft, das neue Weingut zu besuchen.

Bei Bibo Runge haben sich 2013 zwei Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen zusammengetan, um Wein zu machen. Auf der einen Seite steht Walter Bibo, der die deutsche Weinszene schon seit Jahrzehnten mitgestaltet und in seiner letzten Position als Direktor bei Schloss Rheinhartshausen eines der großen Weingüter des Rheingaus leitete. Auf der anderen Seite steht Kai Runge, der als Restaurator in Baden Antiquitäten aus der ganzen Welt aufgearbeitet hat und dann als Berater mit derselben Präzision und Liebe zum Detail Firmen neu aufstellte.

Was die Beiden zusammengebracht hat? Ein Winzer vom Kaiserstuhl hat vermittelt, was sie aber verband, war der Wunsch, neu anzufangen. Etwas anderes machen und das auf eigene Kappe, ohne Kompromisse, aber mit Mut zur Veränderung!

Der 2013er war ihr erster Jahrgang. Alles war neu, aber durch die Erfahrung und Kenntnis von Walter Bibo ist es ihnen gelungen, hochwertige Moste zuzukaufen und zwei sehr klare und feingliedrige Weine herzustellen – einer trocken und der andere halbtrocken.

Mit dem Jahrgang 2014 sind die Beiden so richtig angekommen, denn jetzt steht ihnen der Weinkeller mit der vollständigen Ausstattung zur Verfügung. Eigene Weinberge gibt es nicht, stattdessen bestehen Verträge mit Winzern in der Region, über die Bibo Runge an ihr Lesegut kommt. Die Weine (ausschließlich Riesling) werden alle auch im großen Holzfass ausgebaut, und es wird mit verschiedenen Hefesorte und auch mit Spontanvergärung experimentiert. Dem Wein wird hier bewusst Zeit gelassen und so war Mitte März noch nichts auf der Flasche und einige Tanks waren noch am Gären.

 

Korbpresse

Die Korbpresse

 

Besonders spannend fand ich persönlich aber die bewusste Abkehr von der klassischen horizontalen pneumatischen Weinpresse hin zur Korbpresse. Die Korbpresse war, nach langer Abstinenz, in den letzten Jahren wieder häufiger in den besten Kellern des Bordeaux zu finden. Dort aber wird sie zur Herstellung von Rotweinen verwenden. Im Weißweinbereich, insbesondere in Deutschland, kenne ich nur wenige Winzer, die mit ihr arbeitet. Walter Bibo erklärte mir, dass der Prozess enorm langwierig ist und daher nur zwei Chargen am Tag gepresst werden können. Der Vorgang sei aber deutlich schonender, dadurch dass der Most nicht gewendet werde, entsteht weniger Trub. Arg vereinfacht bedeutet weniger Trub einen aromatisch saubereren und klareren Wein.

Die Erklärung machte Sinn, und als ich die Weine verkostete, konnte ich diese Klarheit spüren. Die Fruchtaromen des 2014er Jahrgangs sind sehr deutlich und präzise. Ein Vergleich verdeutlicht diese Erkenntnis noch besser: Bei einem Test wurde dasselbe Lesegut geteilt und die eine Hälfte mit der klassischen horizontalen Presse und die andere mit der Korbpresse gepresst. Während die „klassische Pressung“ dezente unsaubere Noten aufwies, strahlte der Wein aus der Korbpresse einem in die Nase.

Als ich wieder zurückfuhr, stand die Sonne noch hoch über dem Rhein. Die Wellen reflektierten das Sonnenlicht und der Fluss funkelte – „kristallklar“ dachte ich. „Wie das Land, so das Jever“ … oder eher – „der Riesling“.

Den trockenen 2013er gibt es hier bei meinelese zu kaufen.

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